von Erfinderlein am Dienstag 16. November 2004, 12:59
Hallo Borg,
das mit der Rechenleistung mag hinkommen aber nur im Sinne vom Numbercrunching und ohne jeglichen Komfort.
Zu diesem Zeitpunkt gab es ja noch nicht mal Bildschirme an einem Rechner, wenn man vom dicken Tektronix-Scope mal absieht, mit dem man zum Beispiel die Verzögerungsglieder zur Leitungslängenkompensation zwischen CPU und Speicher justierte.
Eine Konsole mit Oktalzahlenanzeige um in einzelne Register zu schauen war schon was feines. Die Programme kamen entweder auf Lochkarten gestanzt oder bei kleineren Prozessrechnern wie die CDC 1700 auf Lochstreifen. Wurden eingelesen, kompiliert und dann gerechnet. Die 1700 hatte als Interface eine Teletype. Damit haben wir Schach gespielt. Ein Zug brauchte bis zu 6 Stunden Rechenzeit.
Eine grosse CDC 3300 hatte gerade mal 16 kB Arbeitsspeicher. Nehme mal an, dass die NASA damals einen Vorläufer der CDC 6000 hatte und mit dutzenden von IBM Rechnerlein darauf zuarbeitete.
Das musste alles zeitgleich passieren, weil die Rechner intern keinerlei schnelle Zwischenspeichermöglichkeiten hatten.
Die Plattenspeicher waren pro Seite noch kleiner 1 MB und schrecklich langsam. Dafür durfte der Techniker der Anlage die morgens mit einem Spatel, Zellstoff und Alkohol reinigen.
Das Ergebnis wurde dann sogar recht rasant von einem paralell druckenden lärmenden Kettendrucker auf Papier gebracht.
Grössere Datenmengen zu speichern, sowie das einlesen grösserer Programme, welche bereits von anderen Rechnern zusammengefasst wurden erfolgte dann über die schönen alten Bandstationen. Lange der optische Inbegriff eines Rechners.
Davon standen dann 8 oder mehr in einer Reihe. Zu jedem dieser Geräte gehörte dann noch der Kontroller, je ein weiterer Schrank voll Leiterplatten. So ein Rechnerraum von etwa 400 Quadratmeter hatte dann noch einen etwa 40 cm hohen doppelten Boden, wo die ganze Verkabelung lief.
Habe 1969 bei CDC den ersten Ansatz von Monitor erlebt, dessen Bildwiederholspeicher aus einer Rolle magnetostriktiven Drahtes bestand und über dessen 6 bit Fensterchen zwischen den Schallwandlern die ersten aus Pünktchen zusammen gesetzten Zeichen eingegeben und ausgelesen wurden.
Du musst auch bedenken 1969 erst kamen die ersten TTL-IC´s auf den amerikanischen Markt. Da war noch alles transistorisiert und vieles lief auch noch in Röhrentechnik, wenn ich an militärische Elektronik denke.
Ja das hat sich rasant fortentwickelt und heute redet zwar alles von GHz, MB, GB ohne eigentlich zu erahnen, was da technisch alles dahintersteckt.
Hoffe der kleine Ausflug war nicht langweilig.
Gruss aus GR
Lothar Gutjahr bestätigt:Senneca hatte recht. Wir haben nicht zu wenig Zeit, sondern vergeuden zu viel.